Wie innen so außen – Langhaarpflege beim Pferd | Teil 1

Wer in den höheren Dressurklassen startet, dünnt die Mähne seines Pferdes meist durch Verziehen aus und flechtet sie zu kleinen Zöpfchen, um den Richtern die Halslinie des Pferdes optimal zu präsentieren. Eine kräftige und je nach Rasse auch lange, lockige Mähne ist hingegen der Stolz vieler Freizeit- Barock- Islandpferde- oder Westernreiter. Doch egal ob knackig kurz oder wallend lang – gesund muss das Haar sein. Wer meint, durch Waschen, Bürsten, Sprühen und Einflechten, also allein durch äußere Einflüsse, seinem Pferd zu einer fülligen und glänzenden Haarpracht zu verhelfen, ist gewaltig auf dem Holzweg. „Wahre Schönheit kommt von innen“ sagte uns schon die Fernsehwerbung für Spezial-Dragees in den 80ern. Da ist viel Wahres dran.

 

Schönheit aus dem Futtertrog

Marion Halm ist Tierärztin im hessischen Rosenthal und selbst Besitzerin zweier Warmblut-Stuten. Sie weiß, dass sprödes, dünnes Langhaar oft ein Signal ist für falsche Haltung und Ernährung – manchmal sogar über Jahre hinweg. Darum gilt ihr erster Blick stets den Haltungsbedingungen, insbesondere der Qualität des Grundfutters, aber auch der Versorgung mit Mineralien, Spurenelementen und Vitaminen, und der richtigen Rationsbemessung. Zeichnet sich bereits hier der Verdacht einer Über- oder Unterversorgung ab, liefert ein Blutbild weitere Hinweise.

 

Mineralien

In weiten Teilen Deutschlands herrscht ein Mangel an Zink, Kupfer und Selen im Boden und somit auch im Grundfutter. Insbesondere Zink hat neben wichtigen Stoffwechsel- und Immunfunktionen direkten Einfluss auf Haut, Haar und Horn. Schuppige Haut, schlechte Wundheilung, Scheuern, Mauke, dünnes und sprödes Haar und brüchige Hufe sind oft Anzeichen für einen Zinkmangel, der sich manchmal im Blutbild gar nicht so deutlich darstellt, da sich Zink einlagert und nur bei Bedarf über die Blutbahn transportiert wird. Da eine vorübergehende Überdosierung von Zink jedoch in gewissem Rahmen unbedenklich ist, empfiehlt die Tierärztin bereits bei ersten Anzeichen die Zufütterung von Zink – möglichst in organisch gebundener Form als Chelat oder Citrat, um die Aufnahme zu verbessern. Die Gabe von Schüssler Salzen oder Homöopathika kann diesen Effekt noch weiter optimieren oder gar ersetzen. Anders als beim Zink ist eine Überversorgung mit Kupfer und Selen, die ebenfalls einen wichtigen Beitrag zur Gesundheit von Haut und Haar leisten, jedoch nicht zu empfehlen. Hier sollte die Gabe wirklich nur in Absprache mit dem Tierarzt erfolgen.

 

Unterschätzt wird das Spurenelement Silicium oder Kieselsäure. Kieselsäure ist Bestandteil in Haut, Haaren, Horn und Bindegewebe, und sorgt hier für die nötige Elastizität und die Fähigkeit, Wasser einzulagern. Viele Pferdebesitzer bestätigen, dass der Fellwechsel zügiger vonstatten geht, die Hufe fester und weniger brüchig werden, und dunkle Pferde im Sommer weniger ausbleichen, wenn sie Kieselgur fressen. Naheliegend also, dass Kieselgur auch dazu beiträgt, das Langhaar stark und gesund zu erhalten.

 

Vitamine

Oft wird Biotin, früher auch Vitamin H genannt, im Zusammenhang mit Huf, Haut und Haar hoch gelobt. Dies ist jedoch nur die halbe Wahrheit. Richtig ist, dass Biotin maßgeblich an den entsprechenden Stoffwechselprozessen beteiligt ist und die Bildung von Keratin unterstützt, was für die Stabilität von Horn und Haar verantwortlich ist. Im gesunden Darm wird Biotin allerdings vom Pferd selbst in ausreichenden Mengen produziert, so dass eine längerfristige Zufütterung nach Ansicht von Alternaiv-Medizinern dazu führen kann, dass der Darm diese Fähigkeit regelrecht „verlernt“. Sinnvoll ist es daher, statt des Stoffes Biotin Bierhefe zuzufüttern, aus der der Darm das Biotin dann selbst bilden kann.

 

Die Gruppe der B-Vitamine gehört zu den wasserlöslichen Vitaminen, die ebenfalls im Darm synthetisiert werden. Die B-Vitamine sind an vielen Vorgängen des Körpers beteiligt, so auch an der Zell-Erneuerung. Die Versorgung mit B-Vitaminen ist meist über das Grundfutter ausreichend gewährleistet. Dennoch kann es bei Stress, Futterumstellungen oder einer gestörten Darmflora zu einem Mangel kommen, der sich u.A. dann auch in Form von Hautschäden und brüchigen Hufen äußern kann. Ein Mangel an Biotin oder B-Vitaminen ist oft ein Hinweis auf ein Problem im Darm, das z.B. durch Antibiotika, Zahnprobleme oder zu wenig oder schlechtes Raufutter verursacht wird. Und so schließt sich der Kreis vom gesunden Langhaar zur gesunden Haltung.

Teil 2 folgt........

Die Autorin:

Katja Hinzberg ist Pferdefach-Journalistin. Ihre Beiträge sind sehr gefragt, weil sie praktische Themen leicht verständlich aufbereitet. Dabei recherchiert sie sorgfältig und liefert ihren Lesern breites Fachwissen und viele nützliche Informationen. Katja Hinzberg ist Autorin mehrerer eBooks über Pferde, die bei amazon.de auf den Bestseller-Rängen gehandelt werden. Der Beitrag über Langhaarpflege ist Bestandteil ihres eBooks: Pferdehaltung – Praxiswissen für Freizeitreiter.

 

 

Tags: Pferdepflege
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